Dienstag, 14. Oktober 2014

Hamburgteile 37B

Ich wäre so gerne Kapitän der Lüfte

 Wenn ich nahe dem Flughafen durch Fuhlsbüttel wandle, frage ich mich, ob die glatt rasierten Herren Kapitäne sich an Frauen mit behaarten Unterarmen gewöhnt haben, schwarz wie die Haare, die man so im Waschbecken findet, wenn außer Plan Besuch da war, den man sich vorher nicht so genau angeschaut hat. Ich frage mich, ob sie sich an international lackierte Fußnägel gewöhnt haben, oder an Fußkettchen mit Totenköpfchen, an schwarze Schminke und lange Regenmäntel. An all das, was man nicht erwartet, wenn man in Fuhlsbüttel sein Flugzeug verlässt und durch grüne saftige Straßen geht. Vorbei an Häusern mit dunkelrotem Stein, Flugbenzin an der Wange und Lust auf einen kühlen Wein auf einer Terrasse.

 Letztlich muss man sich mit dem zufrieden geben, was einem hier passiert, so als Matrose der Technik. Und da dauerhaft betrunken, dürfte das auch kein so großes Problem sein. Man plaudert mit der Frau für ein paar Stunden wie früher über Rio und Tagessuppen und die neue Keuschheit der Stewardessen.

 Die eine ist Studentin und die andere Schauspielerin oder beide sind beides und spielen die andere und dem Leben etwas vor. Auschecken, Fuhlsbüttel, wieder einchecken. Das wars. Kein Platz für Sinnkrisen. Puerto Princesa ruft.

 Nein, ich wäre nicht gerne Kapitän der Lüfte, aber es wäre doch schön, wenn es genügend Gründe dafür gäbe, dass ich es doch wäre.



 14. Oktober 2014











Fotos: 10.10.2014

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